Marcus Steinweg
Verantwortung ist Selbstüberforderung. Verantwortlich zu sein, bedeutet ruhelos zu sein. Es bedeutet, sich, angesichts der Wirklichkeit, der Zeit, in der man lebt, im Hier-und-Jetzt, zu überfordern. Die Verantwortung überstrapaziert das Selbst. Das Subjekt der Verantwortung ist nicht im Lot. Es riskiert sich unaufhörlich. Es ergreift das Unmögliche. Die falsche Wahl wählt die Unfreiheit. Sie entscheidet sich gegen die Entscheidung. Sie selektiert Optionen, ordnet Angebote. Sie ordnet sich unter. Sie ist Ausdruck von Angst, Bequemlichkeit oder Indifferenz. Die falsche Wahl wählt ihre eigene Wahllosigkeit. Sie entzieht sich dem Horror einer echten Entscheidung. Sie erwartet nichts mehr von sich. Das Subjekt tritt im Augenblick echter Entscheidung aus der Geschichte heraus. Es überfliegt sich. Es überfordert sich, indem es den Rahmen seiner Bedingungen sprengt oder überschreitet. Es überschreitet damit sich selbst. Es verliert sich als Selbst im Augenblick gesteigerter Subjektivität. Es setzt sich aufs Spiel. Es handelt, indem es nichts als seine Freiheit respektiert.