Text 25
Auch wenn ich jetzt hier auf die Kreuzung scheißen würde und die Leute fragen: Wieso kackst du auf die Straße? Deshalb! Ich will Aufmerksamkeit erregen. Ich finde, auch das brennende Auto ist eine super Aktion.
Selbst wenn der Protest nur eine Schauveranstaltung wäre, muss man gründlich analysieren, wie die Kausalmechanismen sind unter deren politisches Handeln heute programmiert wird und der Schluss wird wahrscheinlich lauten, dass es sehr sinnvoll ist, das mediale Register zu spielen.
Aber, wenn man begreift, dass es sich bei allen modernen systemischen Verhältnissen um Dreiecksbeziehungen über die Medien handelt ist es sehr sinnvoll wenn Protestierende in die Kamera protestieren und möglicherweise hierbei den Blickkontakt mit ihren eigentlichen Adressaten preisgeben, denn die Kameraleute sind heute die besseren Briefträger.
Ich bleibe an diesem Ort, wo die Bewegungen hinkommen, wi die Diskussionen stattfinden, wo alle, äh, Demonstrationen stattfinden, wo die Bewohner sind, wo Studierende sich, weil es mir nicht darum geht, dem toten Hasen die Kunst zu erklären, wohl aber darum mit den Mittel der Kunst, das wieder zu stärken, was wir in den letzten Jahren festgestellt haben, das bei allen Berichterstattungen die Inhalte so sehr zum Verschwinden komme: Migration, Verelendung, wem gehört was, war die eigentliche Intension.
Meine Idee war eine Brücke zu bauen zwischen der Bevölkerung und der Kunstaktion hier vor Ort. Ich glaube, das ist die Grundansatz in meiner Arbeit. Dieses Sammeln der verschiedenen Positionen und das sind natürlich nicht nur Ansichten und Meinungen, sondern verschiedene Biografien, verschiedene Sprechweisen, verschiedene Sprachen die die Leute verwenden und mich interessiert, ähm, das die sich kreuzen in dem Produkt, was ich hier zeige.
Es gab als wir hier waren defintitiv Zweifel ob wir den Soundtrack für... für einen Gewaltexcess machen wollen, und dann hierher zu laufen und dann irgendwie Steine zu sehen und Blutlachen und so ähm.. das sind schon bleibende Eindrücke..“
Mag der revolutionäre Gestus der Musik sich verbraucht haben, die Musik bleibt auch hier unverzichtbarer Teil des Protests. Die Kunst sucht nach Wegen ihn zu verstehen.
A | Das war doch jetzt gnadenlose Instrumentalisierung der Anwesenden, oder? ... Manipulativ haben sie jetzt... |
B | ... die haben jetzt einfach einmal einen Blick darauf geworfen auf die schönen Bilder. |
A | Ja, aber sie haben jetzt doch hier richtig manipuliert oder? |
B | Wir haben hier eine Mappe, da können sie auch nochmal genau darauf schauen. |
A | Aber trotzdem war das doch jetzt Manipulation, oder? Was Sie jetzt gemacht haben. Das sind ja geradezu Konzernmethoden, die Sie da anwenden. |
B | Also Sie glauben, das sind Konzernmethoden, die wir anwenden. |
A | Eins zu eins. Sie nicht? |
B | Nö, glaub ich nicht. |
A | Das war doch jetzt RTL2 pur, was Sie da gestartet haben, oder? |
B | Ehrlich? |
A | Ja. |
B | Also das ist eher so aus der Erlebnispädagogik, wo man auch schon mal was gema.... |
A | Echt Erlebnispädagogik heißt das? |
B | ... wo man mal was Gemeinsames macht. |
A | Fragen Sie doch mal die Dame was da steht und ob sie das versteht. |
B | Ja wir haben ihnen das ja angeboten. |
A | Nun machen wir doch mal. Kommen Sie mal mit, kommen Sie mal mit! He! He! Junger Mann! Kommen Sie mal mit! |
A | Jetzt mal unter uns lohnt sich den das überhaupt dieser ..? |
B | Ist Geschmacksache. |
A | Glauben Sie denn, dass die Kunst die Politik verändern kann? |
B | Ist Geschmacksache. |
A | Lässt sich so etwas geschmackloses eigentlich noch überbieten? |
B | Nein, das ist nicht zu kommentieren. |
A | Also da fällt ihnen auch nichts mehr ein? |
B | Wobei man natürlich sagen muss, dass es gefährlich ist in dieser Gesellschaft - das gilt aber für alle Gruppen – wenn Menschen oder Gruppen sich in eine Opferrolle hineinbegeben. Und das bedeutet, wer Opfer ist, hat eine spezifische moralische Überlegenheit und muss sich mit seiner eigenen Lage nicht mehr auseinandersetzen. Das ist natürlich auch gefährlich, aber eine derartige Spezifizierung kann ich nicht mehr kommentieren |
A | Vielen Dank für das Gespräch. |
B | Bitte sehr. |
A | Und es ist Sonnenklar. Wir haben einen Gast dabei. Bono. Und der Mensch hat recht, weil er schämt und glaubt, weil er wacht und weil er lacht und er lebt. Du fehlst. Du lebst. |
B | Und der Supermark hat geöffnet und im Osten ozeanblau. Telefon, Gas, Elektrik. Ich will nicht deine Liebe, ich will ... |