Text 20

Sie haben etwas gegen die Bezeichnung Interpretin?

Genau. Finde ich nicht so charmant, das Wort. Es transportiert überhaupt nicht das, was man da macht. Einfach ein uncharmantes Wort. Es klingt nicht schön.

Was wäre denn dann ein besseres Wort?

Weiß ich nicht. Ist mir auch egal. (lach)

Aber fremdes Material zu interpretieren ist doch eine ehrenvolle Aufgabe.

Das hat ja nichts mit der Aufgabe zu tun, ich rede nur vom Klang des Wortes. Aber ich sage schon das es nun mal so ist: Ich bin ja hier schließlich die Interpretin. Und es ist nicht nur eine ehrenvolle Aufgabe, sondern eine sehr, sehr schöne Aufgabe, die ich mir gestellt habe.

Das interpretieren selbst liegt dir aber am Herzen?

Ja, sonst hätte ich das ja nicht gemacht. Ich hab schon immer diesen Wunsch gehabt und hab da vor eineinhalb Jahren mal mit angefangen. Und das sagt ja so viel über jemanden aus. Diese Songs, diese Texte, alles, was ich mir da ausgewählt habe, spricht doch aus dem Herzen. Damit lernt man mich auch kennen.

Was lernt man ganz konkret über Sie?

Das kann man nicht alles über einen Kamm scheren. Da musst du dir einfach mal die Texte...Ich sage lieber Du, wenn Du willst, ich mag das nicht. Da muss man sich einfach die Texte anhören und da rein begeben und gucken, was sagt das für mich aus. Ich hätte diese Sachen auch inhaltlich alle selber schreiben können. Hab ich leider nicht, aber ich hab eine totale Verbindung dazu. Mit der Auswahl hab ich mir Zeit gelassen.

Du hast gesagt manches sagt: Nimm mich, anderes sagt: Lass mich in Ruhe. Wie läuft das genau ab?

Das sind ganz klare Signale. Ich weiß nicht: Kenne Sie das nicht? Hört bei dir hier (deutet mit der Hand eine Wand vor ihrer Brust an) alles auf? Geht dir nichts rein ins Herzchen?

Doch, doch.

Also darum geht´s doch. Es geht darum sich zu öffnen, zu spüren und zu fühlen. Das sind Töne, das ist Schwingung. Das ist ganz normal, das muss ich dir doch jetzt nicht erklären. Das lief konkret völlig unterschiedlich ab.

Was meinst du mit „Denkmustern“?

Alles was ich mir angeeignet habe an Programm.

Ich bin über "Denkmuster" gestolpert.

Ja, Denk-Muster. Das sind so die Sachen, die ich meine die ich für mich nicht akzeptiere. Meine Energie geht nicht dahin, das zu ergründen, sondern für mich ist wichtig, was passiert jetzt, hie, in diesem Moment. Das ist meine Aufgabe, die ich mir für dieses Leben stelle. Ich will diesen Moment erleben und mich nicht damit befassen, was mich geprägt hat. Das kriege ich ja sowieso zu spüren. Ich möchte lieber gucken, wo gehts für mich weiter, wo kann ich diese Prägung los lassen um weiter zu gehen?

Um sie los zulassen muss man sie ja erkennen.

Ja, man muss sie konfrontieren. Und das passiert im Leben automatisch. Das bringt das Leben mit sich. Du bist ständig konfrontiert mit den Sachen, die dich geprägt haben, die dich irgendwo festhalten.

Ist es denn nicht unlogisch, zu sagen: Das interessiert mich nicht woher diese Prägungen kommen?

Ja das ist für dich unlogisch, für mich überhaupt nicht. Gar nicht. Das ist meine Logik.

Einerseits will man diese Prägung überwinden...

Ich will nicht alles überwinden, das habe ich nicht gesagt.

Nein, aber ...das hast du gerade gesagt: Es geht darum , gewisse Sachen zu überwinden.

Ja, aber nicht alles. Es geht im Leben nicht immer darum, alles zu überwinden. Es geht darum, zu leben. Mit allem was dir diese leben bringt. Aber wir beide verstehen uns nicht. (lacht). Wir reden so aneinander vorbei. Das ist auch interessant: Zwei Menschen begegnen sich und haben sich nichts zu sagen, weil du hast deine Wahrnehmung und ich habe meine.
Deshalb macht dieses Gespräch für mich überhaupt keinen Sinn. Ich finde es auch nicht schlimm, aber es ist langweilig. Weil: Du gibst kein Signal von dir, ich fühle dich nicht. Und du fühlst mich vielleicht nicht. Für mich ist aber jede Sekunde meines Lebens kostbar.
Ich will die Menschen fühlen, mit denen ich zu tun habe.

Dann beenden wir das jetzt?

Ja, würde ich sagen, echt. Ist auch nicht böse gemeint, aber das bringt nichts.

Kann ich noch eine Frage stellen?

Nein.

Was?

Nee. Okay. Dann danke ich dir.

Ja, vielen dank.